Südtirol-Velotour | |||||||||||||||||||
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EinleitungEnde Mai 2006 unternahmen wir eine kleine Radtour vom Engadin nach Verona. Aufgrund der
schlechten Erfahrungen mit dem Frühsommerwetter in den vergangenen Jahren, entschlossen wir
uns, es einmal auf der
Alpensüdseite zu versuchen. Dieser Entscheid sollte sich dann nachträglich als sehr
vernünftig herausstellen, war‘s doch im Norden kalt und nass, und es schneite fast bis ins
Mittelland. Über Kommentare oder sonstiges Feedback würde ich mich natürlich freuen. PrologSamaden - ZernezNoch im Zug Richtung Engadin beschlossen wir, das Stück von Samaden nach Zernez
mit dem Velo zu fahren. Der Veloland-Radweg Nr. 6 führt nahe beim Bahnhof vorbei. Sehr gute Wege
führen bis nach S-chanf. Kurz danach wird es hingegen ruppig: grobe Schotterstrassen und ein ständiges
auf und ab. Diese Strecke ist eigentlich nur noch mit dem Mountain-Bike und ohne Gepäck befahrbar.
Alle die sich das ersparen wollen, sollten sich nicht von der bei S-chanf noch geteerten, guten Strasse
irritieren lassen und bei S-chanf die Talseite auf die Hauptstrasse wechseln. Später ist das bis Zernez
nicht mehr möglich. 1. TagZernez - Ofenpass - SchludernsDer Ofenpass ist ein gemeiner Pass, da ist man bei Ova Spin schon mal auf über 1900 Meter angekommen und denkt sich, dass man es schon fast bis zur Passhöhe von gut 2100 Meter geschafft hat, und dann folgen zuerst nochmals 200 Meter Abfahrt. Aber der Reihe nach. Bei schönem, aber nicht allzu warmem Wetter wagten wir uns an die 700 Meter
Aufstieg. Gleich Ausgangs Zernez wird es ziemlich steil und es geht durch ein paar lästige Galerien. Die Gegend
wird immer wilder und die Steilheit lässt etwas nach. Weit unten braust der Spöl Richtung Tal.
Dann, wie am Anfang schon erwähnt, Ova Spin. Wunderbare Rundsicht, eben auch auf die bevorstehenden
200 Meter Abfahrt. Auf der ganzen Strecke Hunderte von Motorrädern. Bis auf eine Ausnahme (Gold Wing mit
Seitenwagen, Belgisches Kontrollschild) fahren sie aber anständig und halten genügend Abstand. 2. TagSchluderns - Meran - LanaAm nächsten Morgen dann weiter, zuerst auf dem Radweg entlang des Etsch, dann über kleine Landstrassen. Immer mehr prägen Obstplantagen - von Obstgärten zu sprechen wäre angesichts des praktisch überall unter den Bäumen weggespritzten Grases etwas übertrieben - die Wege. Bei Prad kommt rechts die Strasse aufs Stilfser Joch ins Blickfeld. Die werden wir dann fahren, wenn wir sonst absolut keine Tourenideen mehr haben. Weiter geht’s durch kleine Dörfer - Laas mit den Marmorbrüchen, Göflan, Schlanders der Hauptort des Vinschgaus, Latsch, Kastelbel - und immer wieder durch Apfelplantagen. Am Weg stehen überall Holunderbüsche. Die Luft riecht nach Holunderblüten, in den Dörfern gelegentlich auch nach Kanalisation. Irgendwann wird weit unten Meran sichtbar. Der Radweg geht für kurze Zeit auf die Hauptstrasse, was aber angesichts des Gefälles kein Problem ist. Nach einer rasanten Abfahrt haben wir die Stadt dann auch schon erreicht.Wir spazieren der Passerpromenade entlang, am Kurhaus vorbei. Bei der Wandelhalle an der Winterpromenade findet ein Flohmarkt statt. Hier hört man zum ersten mal fast so viel Italienisch wie Deutsch. Wir schauen uns kurz um und wollen dann weiterfahren. Da ist er aber auch schon, der auf jeder Tour obligate Platten. Ich pumpe so viel wie nötig, und wir machen uns auf der Suche nach einer Tankstelle, um dort dann den Schlauch zu wechseln und richtig zu pumpen. Dies erweist sich schwieriger als erwartet, da es Samstag ist, und die unbedienten Tankstellen keine Pumpstation haben. Schon ziemlich ausserhalb finden wir schliesslich doch noch was wir suchen. Rasch ist dann der Schlauch gewechselt und wieder hart gepumpt. Da wir uns jetzt aber an die Hauptstrassen gehalten haben, finden wir den Radweg nicht mehr. Also folgen wir erst mal den Strassenwegweisern. Auch hier riecht es nach Holunderblüten. Unter die Obstkulturen mischen sich immer mehr auch Reben. Irgendwo überqueren wir die Etsch und übersehen dabei, dass der Radweg wahrscheinlich unter der Brücke hindurch führt. Wir beschliessen im nächsten Ort eine Unterkunft zu suchen. Als wir dann nach Lana kommen, findet dort ein Dorffest statt, nicht gerade das, was wir uns im Umfeld einer Unterkunft wünschen. Also fahren wir noch etwas weiter und fragen dann im nächsten Hotel nach einem Zimmer. Doch da ist alles ausgebucht, in den nächsten paar ebenfalls. Wir hatten uns nicht überlegt, dass viele den Auffahrtstag für ein verlängertes Wochenende nutzten. Schliesslich fanden wir in der Pension Unteranger in Niederlana ein Einzelzimmer, in das sich noch ein Feldbett stellen liess. Wir erholten uns bei einem Weissbier und spazierten später zum Alten Brandiser Weinkeller, wo wir ein feines Nachtessen genossen. 3. TagLana - Bozen - TrentoDank Beschreibung der Pensionsleiterin fanden wir dann am andern Morgen sehr schnell den neu
erstellten Radweg. Dieser ist auf dieser Strecke erst in diesem Jahr eröffnet worden und
scheint die Radfahrer aus der ganzen Gegend anzuziehen. Weiterhin begleitet uns der Duft von
Holunderblüten, gelegentlich auch derjenige von Jasmin. Auf dem schönen Weg abseits von
Ortschaften und Strasse fährt es sich wie von selbst. Nur an Verpflegungsmöglichkeiten fehlt
es noch. Bald schon ist Schloss Siegmundskron bei Bozen zu sehen. 4. TagTrento - Verona
Hier wird das Tal langsam breiter und es breitet sich immer mehr Industrie aus.
Weiter geht es - meistens begleitet von Holunderblütenduft - durch Reb- und Kiwifelder dem
Etsch entlang. Links in der Höhe das Castello Beseno, eine der grössten Burganlagen des
Trentino, sichtbar. Vorbei geht’s an Rovereto bevor dann
bei Pilcante eine kurze Strecke auf der Hauptstrasse folgt. Da wir hungrig sind, beschliessen wir,
bis zum nächsten Dorf weiterhin der Strasse zu folgen. Es sollte sich lohnen: ein Wegweiser
an der Strasse weist zu einem unscheinbaren Gebäude, das
Ristorante Erta. Dort gibt es keine Karte, aber Pasta,
Risotto, Bistecco und Salat. Wir schaffen nicht alles und dann werden auch ungefragt auch noch
Dessert und Liquori gebracht.
Als wir die Rechnung erhalten staunen wir: 38€ für zwei Personen. 5. TagVeronaAm nächsten Tag regnet es in Strömen. Da wir aber nicht vorhaben, an diesem Tag aufs Velo zu sitzen, stört uns das nicht so sehr. Wir beschliessen uns zuerst um die Bahntickets zu kümmern und spazieren zum Bahnhof. Das ist eine kleine Geduldsprobe, das Einsparen von Bahnpersonal scheint unterdessen eine europaweite Unsitte zu sein. Nachher machen wir uns zu Fuss auf die Besichtigung der Altstadt. Eindrücklich das Castelvecchio mit der Ponte Scaliero. Auf dem Balkon des "Hauses der Julia" posieren sich im Minutentakt Paare aus Japan, Afrika oder von wo auch immer. Jetzt, da kein Konzert läuft, können wir auch das Theater auch von innen besichtigen. Gewaltig, was da vor bald 2000 Jahren gebaut wurde.Dann beschliessen wir, die Erkundigung mit dem Bus fortzusetzen. Prompt erwischen wir den falschen Bus und kommen so zu einer Rundfahrt durch die Aussenquartiere. Die sind allerdings nicht so schmuck, wie die Altstadt, dafür sind Kaffee und Wein billiger. Das Wetter ist unterdessen wieder besser geworden, also gehen wir nochmals zu Fuss, entlang des Etsch durch die Altstatdt. Es gäbe noch viel zu entdecken. Abends ein gutes Essen im Ristorante Memphis di Molinario in der Nähe des Hotels. 6. TagRückreiseNun gehts also wieder nach Hause, bei der Porta Nueva ein letzter Blick Richtung Altstatdt. Dann
besteigen wir den Zug Richtung Mailand. Erst im Nachhinein haben wir entdeckt, dass es auch einen
direkten Zug nach Zürich gegeben hätte. Zügig gehts durch die Poebene und bald ist auch Milano
erreicht. Dort gibt es auch gleich einen Anschlusszug Richtung Norden. Im Speisewagen teures, fades,
italienisches Bier. | ||||||||||||||||||